Gegen 01:30 Uhr morgens kamen wir am Fuße des Berges an, wo unsere Wanderung zum Krater von Ijen begann. Der knapp 2 Stunden lange, steile Aufstieg fiel ehrlich gesagt schon schwer. Alle paar Minuten begegnete man jedoch den einheimischen „Taxi“-Fahrern, die den einen oder anderen eher faulen oder nicht allzu fitten Touristen den Vulkan hinauf (und später auch hinab) kutschierten. Während ich selbst keuchend und langsam voran kam, spazierten die Einheimischen locker an mir vorbei, quasselten dabei „Taxi, Taxi!“ vor sich hin und hielten Ausschau nach potentiellen Fahrgästen. Ihr Taxi war dabei nicht mehr als eine Art Schubkarre mit Polstern. So beeindruckend ihre Leistung auch war, es wäre ziemlich langweilig gewesen, die faule Alternative zu wählen und sich hochfahren zu lassen, statt selbst zu laufen.
So sehen die "Taxis" bei Tag aus, in denen Einheimisch die Touristen den Vulkan hochziehen.
Zugegeben, oben angekommen zu sein, fühlte sich noch nicht nach einem großen Erfolg an, zumal es noch stockdüster war und man nur mit Hilfe der Taschenlampe den Weg vor sich erkennen konnte. Ich war mir nicht mal sicher, ob wir schon oben angelangt waren oder es noch weiter ging, so dunkel war es. Später, nach Sonnenaufgang, sollte sich die ganze Mühe mit einem atemberaubenden Ausblick bezahlt machen, doch dazu später mehr. Vorerst konnte man lediglich bei genauem Hinsehen das für Ijen charakteristische Flackern der Blauen Schwefel-Flammen im Krater sehen, wo wir nach einer langen Kletteraktion tief in den Krater dann auch endlich ankamen. Unten musste man Gasmasken tragen, denn der noch aktive Vulkan stößt konstant heftig dampfende Solfatare aus, in denen das Flackern der riesigen blauen Flammen in der Dunkelheit der Nacht einen gar mystischen Anblick bietet. Solfatare sind sogenannte postvulkanische Ausströmungen von Gasen, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf enthalten.
Der Aufstieg bei Nacht - der Berg brennt, so scheint es. Das Feuer des Schwefels ist atemberaubend faszinierend!
An der selben Stelle befindet sich eine Schwefelmine, an der Arbeiter der lokalen Bevölkerung mit Eisenstangen Schwefelbrocken abbrechen. Der Schwefel läuft zuerst in Form einer orange- bis roten zähflüssigen Masse aus den Rohren, bevor er sich abkühlt, verfestigt und seine Farbe in ein leuchtendes Gelb verwandelt. Die abgebrochenen Stücke befördern die Träger in Bambuskörben auf ihren Schultern mühsam über den 200 Meter höher gelegenen Kraterrand zu den Sammelstellen. Dabei tragen sie bis zu 90 kg Schwefel auf den Schultern. Der im Jahre 1968 eröffneten Schwefelmine werden so täglich bis zu sechs Tonnen Schwefel entnommen. Diese Menge wird von den ständig austretenden Solfataren wieder ausgeglichen.
Verwandlung des Schwefels von flüssig zu fest.
Das leuchtende Gelb der Schwefelbrocken wird mühsam bis zum Kraterrand transportiert.
Erst bei Sonnenaufgang tat sich der fantastische Anblick des tief türkisfarbenen Sees namens "Kawah Ijen" in mitten des gigantischen Kraters auf. Der von kahlen Wänden eingeschlossene See hat einen Durchmesser von 75 km und ist extrem toxisch, weshalb er von Mineralogen und Geologen auch als das größte Säurefass der Erde bezeichnet wird. Die umliegende Felslandschaft bietet im Zusammenspiel mit den gelblichen Gasexhalationen und dem märchenhaft schimmernden Hellblau des Sees ein Schauspiel, das so atemberaubend ist, dass ich für einen Moment nur da stehe, mitten in einem Vulkan am anderen Ende der Welt, und die gewaltigen Wunder Natur zu bestaunen.
Trotz der Tatsache, dass die bloßen Bilder dieses Gefühl nicht realistisch widerspiegeln können, sprechen sie für sich. So sieht es bei Sonnenaufgang auf dem mächtigen Berg aus.
Ein fauliger Gestank der schwefelhaltigen Gase hat sich in allem festgesetzt, das ich mit im Krater hatte. Meine Klamotten, mein Rucksack, selbst meine Kamera roch noch über eine Woche stark nach Schwefel. Meine Haut unter meinem Ring färbte sich dunkelgrau, was erst nach tagelangem, intensiven Händewaschen wieder weg ging. Wirklich überrascht hat mich, dass das Heartbeat-Geschirr weder den Geruch angenommen hat, noch wirklich schmutzig geworden ist. Da zeigt sich die Hochwertigkeit des Melamins.
Das Waca Geschirr (Travel Brettchen und Teller) hat Schwefel, giftigen Gasen und hohen Temperaturen mitten im Krater eines aktiven Vulkans standgehalten und hat sich damit als rundum einsetzbar bewiesen; nicht nur für Backpacker und Outdoorfreaks, sondern auch für Minenarbeiter am größten Säurefass der Erde.